Ewigkeits-Chemikalien: Darum sollten sie schnell verboten werden

23.02.2023. Sie verschmutzen nicht nur dauerhaft Wasser und Boden, sondern reichern sich über die Nahrung und verbrauchernahe Produkte auch in Mensch und Tier an: Die Rede ist von Fluorchemikalien (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz PFAS), die beispielsweise in wasserundurchlässiger Funktionskleidung, antihaftbeschichteten Pfannen, fettabweisenden Pommes-Tüten, fleckgeschützten Polstermöbeln und Hunderten anderen Alltagsprodukten stecken. Zusammen mit vier weiteren EU-Staaten setzt sich Deutschland jetzt für ein Verbot dieser sogenannten Ewigkeits-Chemikalien ein. Konkret sollen rund 10.000 Substanzen nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Warum das möglichst schnell geschehen sollte, erläutert die Chemikerin Dr. Kerstin Effers von der Verbraucherzentrale NRW.

Was macht PFAS so problematisch? Per- und polyfluorierte Chemikalien sind sehr langlebig und wurden bereits rund um den Globus in Luft, Trinkwasser und Ackerböden nachgewiesen. Fast jede:r hat sie mittlerweile im Blut. In der repräsentativen Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (2014-2017) waren laut Umweltbundesamt in allen Blutplasmaproben von mehr als 1.000 untersuchten Kindern PFAS nachweisbar. Bei mehr als 20 Prozent lag die Konzentration so hoch, dass gesundheitliche Schäden nicht mehr sicher ausgeschlossen werden können. Als mögliche Folgen können unter anderem die Wirkungen von Impfungen vermindert sowie die Cholesterinwerte und das Diabetesrisiko erhöht sein. PFAS können zudem über die Muttermilch an Säuglinge weitergegeben werden, Neugeborene können ein geringeres Geburtsgewicht haben.

Warum ist es wichtig, die gesamte Stoffgruppe zu verbieten? Die Verbraucherzentrale NRW begrüßt sehr, dass sich Deutschland zum Schutz der Verbraucher:innen mit Dänemark, Norwegen, den Niederlanden und Schweden für ein Verbot der gesamten PFAS-Familie einsetzt. Denn Verbote einzelner PFAS-Chemikalien führten bislang oft nur zu einem Ersatz durch ähnlich schädliche fluorierte Substanzen. Wir fordern daher, das PFAS-Verbot schnell umzusetzen und die Übergangsfristen so kurz wie möglich zu halten. Jedes weitere Jahr bedeutet eine zusätzliche, dauerhafte Belastung von Mensch und Umwelt mit diesen gesundheitsschädlichen Schadstoffen.

Können Verbraucher:innen schon heute PFAS-haltige Alltagsprodukte sicher vermeiden? Leider nein, denn es muss nicht gekennzeichnet werden, ob Gebäcktüten, Kleidung, Bratpfannen, Sofas oder der Teppich PFAS enthalten beziehungsweise damit behandelt wurden. Im Gegenteil: Mit der Werbeaussage „PFOA/PFOS-frei“ werden Verbraucher:innen in falscher Sicherheit gewiegt, weil die Produkte trotzdem häufig andere fluororganische Verbindungen enthalten und der Giftstoff PFOA (Perfluoroktansäure) in der EU bereits verboten ist. Die Verbraucherzentrale NRW fordert daher auch ein Verbot solcher Werbeaussagen, wenn andere Fluorchemikalien im Produkt enthalten sind.