Kinder als „Klimaexperten“

21.05.2022. Hildegard Fromme (64) hat fast 40 Jahre lang als Erzieherin gearbeitet. In dieser Zeit entwickelte sie ein großes Engagement für Umwelt- und Klimaschutz. Mittlerweile ist die Werlerin zwar in Rente, aber nicht minder aktiv. Als Klima-Botschafterin der VERBRAUCHER INITIATIVE setzt sie sich weiterhin für das Klima ein und gibt uns hier Einblicke in Ihre ehrenamtliche Arbeit.

Vor acht Jahren war ich bei einem Infoabend der Fachhochschule Soest zum Thema Klimawandel. Ich hatte schon vorher in meinem Kindergarten Umweltprojekte durchgeführt, aber der Klimawandel war für mich bis zu diesem Zeitpunkt ein Thema, das ich für zu schwierig hielt. Nach diesem Abend änderte sich das: Ich war schockiert über den Zustand der Erde und meldete mich bei einer Fortbildung an. Dort lernte ich einiges über den Klimawandel und CO2 und entwickelte daraufhin ein kindgerechtes Klimaprojekt für meinen Kindergarten.

Die Kids untersuchten, was passiert, wenn das Eis an den Polen schmilzt, was Kohlendioxid kann und warum zu viel davon nicht gut für die Erde ist und es immer heißer wird. Wir experimentierten, machten Spiele, bastelten den Nordpol im Schuhkarton und suchten nach Lösungen. Mein Projekt nannte ich: „Die Erde hat Fieber - und ich kann ihr helfen.“ Die Kinder sollten den Zusammenhang zwischen ihrem Handeln und den daraus resultierenden Problemen für das Klima erkennen. Vor allem sollten sie lernen, dass es klimafreundliche Handlungsalternativen gibt, um den CO2 Ausstoß zu reduzieren. Und dass jeder - und sei es nur mit vielen kleinen Dingen - dazu beitragen kann, unsere Erde zu schützen.

Um auch die Eltern zu erreichen, hatte ich die Idee einen „Klimagipfel“ mit den Kindern als „Klimaexperten“ anzubieten. Ich fertigte eine Präsentation von dem Projekt an, und die Kinder erklärten ihre Ergebnisse. Schon während des Projektes erzählten mir die Eltern, dass der Klimawandel zu Hause zu einem wichtigen Thema geworden war. Sie diskutierten über den Fleischkonsum, über unnötige Autofahrten und viele andere Umweltthemen, die ihre Kinder aufwarfen.

Mich schockiert es immer wieder, wie wenig Wissen über das Thema verbreitet ist. Bei den „Klimagipfeln“ höre ich oft, dass die Kinder ihren Eltern Wissen voraushaben. Deswegen bekommen die Eltern „Hausaufgaben“ von mir – z.B. einen Test über ihren ökologischen Fußabdruck und andere Infos.

Mittlerweile biete ich allen Kindergärten an, mein Klimaprojekt einmalig bei ihnen durchzuführen. Am Ende meiner Veranstaltungen bekommen die Kindergärten eine genaue Beschreibung, damit sie es später ohne meine Hilfe anbieten können. Jedes Kind erhält eine Mappe mit Beschreibungen all ihrer Versuche, Fotos und Arbeitsblätter. Auch in Grundschulen wird das Projekt mittlerweile durchgeführt.

Kinder als Multiplikatoren zu benutzen, um das Interesse der Eltern zu wecken, ist ein Weg, der die viele Arbeit rechtfertigt. Pro Kindergarten sind es locker zwischen 40 und 60 Stunden Arbeit, aber die Aussage eines Kindes treibt mich immer wieder an, nicht aufzugeben. Im Jahr 2015 sagte ein Mädchen zu mir: „Wir brauchen Erwachsene, die uns helfen, die Erde zu retten.“  Auch das ist ein Grund, mich als Klima-Botschafterin der VERBRAUCHER INITIATIVE zu engagieren.

Weitere Informationen zum Projekt „Klimabewusst aktiv. Verbraucher 60+ als Klima-Botschafter in NRW“ gibt es unter https://www.verbraucher60plus.de/.