Gut zu wissen

Nachhaltigere Verpackungen wählen

Lebensmittel unverpackt einzukaufen oder Mehrweglösungen zu wählen, ist im Einkaufsalltag nicht immer möglich. Wer die Umwelt möglichst wenig belasten möchte, kann bei der Auswahl von Produkten in Einwegverpackungen genauer hinschauen. Je nach Art der Ware können die Verpackungen mehr oder weniger negative ökologische Auswirkungen haben. Das ergab eine Studie des ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung, die im Auftrag des NABU gängige Lebensmittelverpackungen verglichen hat. Dabei wurden Klimawirkungen (als Treibhausgase), der Verbrauch an nicht erneuerbaren Ressourcen und Schadstoffbelastungen von Luft und Wasser bewertet.

Es zeigte sich, dass Verpackungen mit einem nachhaltigen Image wie Papier nicht immer gute Lösungen sind. Und anders als viele Verbraucherinnen und Verbraucher denken, ist Glas nicht vorteilhafter für die Umwelt als Plastik. Wir fassen die Ergebnisse zusammen.

Papier und Pappe

Bei trockenen Lebensmitteln wie Nudeln und Müsli schneidet die Papiertüte insgesamt besser ab als die Plastikfolie. Das Schlusslicht bildet der Pappkarton. Der Grund ist das höhere Gewicht und der Einsatz an Material, der für den Karton anfällt. Besonders unvorteilhaft ist Pappe, wenn sie nur als Umkarton dient und das Lebensmittel in einem Plastikbeutel oder, wie bei Schokolade, zusätzlich in Alufolie verpackt ist.

Dagegen sind Papiertüten als Verpackungen für lose angebotenes Gemüse und Obst besonders unvorteilhaft. Der leichte Plastikbeutel aus Polyethylen schneidet im Vergleich in puncto Klimabelastung und Schadstoffemissionen besser ab. Die ökologisch günstigste Variante sind aber Mehrwegbeutel. Das gilt übrigens auch bei Einkaufstaschen und -beuteln. Die Einwegtragetasche aus Papier ist hier ebenfalls am ungünstigsten für die Umwelt.

Anders sieht es bei Verpackungsschalen für Gemüse und Obst aus. Hier hat der Pappkarton die Nase vorn, da die Herstellung der Fasergussschalen aus Papier energieaufwendiger ist. Untersucht wurden in beiden Fällen Schalen aus Primärfasern, also aus Holz. Verpackungsschalen aus Kunststoff schneiden schlechter ab, sie sind noch ungünstiger für die Umwelt.

Einwegglas und Konservendose

Diese Verpackungen haben eine ausgesprochen schlechte Ökobilanz, sie sind sehr belastend für das Klima und haben einen hohen Rohstoffverbrauch. Konservendosen sind leichter als Gläser, daher fallen bei ihnen beim Transport geringe Schadstoffemissionen an.

Bei Desserts stellen Einweggläser (mit Alu-Deckel und Papphülle) im Vergleich mit Kunststoff die mit Abstand größte Belastung für die Umwelt dar.

Eine Ausnahme gibt es bei Einweggläsern für Senf und Saucen. Sie schneiden zwar schlechter ab als Plastikbecher aus Polypropylen, aber besser als die PET-Flaschen - trotz ihres höheren Gewichtes. Werden sie als Trinkgläser weiterverwendet, sind sie vorteilhafter als die anderen Einwegverpackungen. 

Was Verpackungen aus Metall betrifft, sind den Untersuchungsergebnissen zufolge nicht nur Konservendosen belastend für die Umwelt. Auch Tuben aus Aluminium mit Plastikverschluss, beispielsweise für Senf und andere Würzsaucen, kommen im Vergleich mit den anderen Materialien am schlechtesten weg. Die Herstellung von Aluminium verbraucht viel Energie und das Material ist schwerer als Kunststoff.  

Kunststoff und Verbundkarton

Je nach Material und Verwendung ergibt sich ein differenziertes Bild:

  • Im Vergleich mit dem Einwegglas und der Konservendose schneiden der Verbundkarton (aus Papier, Aluminium und Kunststoff) und der Schlauchbeutel aus Plastik (mit Aluminiumbeschichtung) aus Umweltsicht deutlich besser ab.
  • Bei Schokolade liegt ebenfalls die Plastikfolie (aus Polyethylen) als Verpackung vorn. Deutlich ungünstiger für die Umwelt ist die Kombination aus Alufolie und Papier und noch schlechter kommt die Alufolie mit der Pappumhüllung weg.
  • Bei Schalen für Obst und Gemüse ist Pappe am wenigsten umweltbelastend. Ein Blick auf die Plastikvarianten zeigt, dass die Schale aus Polypropylen gegenüber dem Behälter aus PET im Vorteil ist. Das liegt daran, dass PET-Schalen, die in der gelben Tonnen oder der Wertstofftonne landen, verbrannt und nicht recycelt werden. Durch die PET-Einwegpfandflaschen, die nach Rückgabe sortenrein gesammelt werden, steht ausreichend PET für das Recycling zur Verfügung.
  • Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Plastikverpackungen für Senf und Würzsaucen. Hier ist die PET-Flasche ebenfalls deutlich umweltbelastender als der Becher aus Polypropylen.

 

Mehrweg

Bei Joghurt hat das Mehrwegglas aus der Region die Nase vorn und teilt sich den Platz mit dem sogenannten 3K-Becher. Der besteht aus einem dünnen Polypropylen Plastikbecher mit Pappbanderole und Aludeckel. Dahinter folgen der Becher aus Polystyrol mit Aludeckel und das überregional vertriebene Mehrwegglas, die eine vergleichbare Umweltbelastung verursachen. 

Bei Tragehilfen für Gemüse und Obst, das unverpackt angeboten wird, sind Mehrwegnetze ebenfalls die ökologisch vorteilhafte Variante. Das gilt vor allem für Mehrwegnetze aus recyceltem Polyester, die am besten abgeschnitten haben, aber auch für solche aus neuem Material. Etwas ungünstiger sind Netze aus Baumwolle zu bewerten, da die Erzeugung von Baumwolle durch einen hohen Wasserverbrauch und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit großen Belastungen für die Umwelt verbunden ist.

Tipps:

  • Meiden Sie Verpackungen mit Umkarton oder Umverpackungen aus Pappe und Papier. Es ist weniger belastend für die Umwelt, wenn nur eine Verpackung anfällt
  • Verzichten Sie auf Kunststoff-Verpackungen aus PET, die über den gelben Sack oder die gelbe Tonne zu entsorgen sind. Sie werden nicht recycelt. Einwegpfandflaschen aus PET werden zwar recycelt, sind aber trotzdem ebenfalls ökologisch nachteilig.
  • Bevorzugen Sie Mehrwegglas-Verpackungen für Milchprodukte von Anbietern aus der Region. Stehen diese nicht zur Verfügung, sind bei Joghurt und ähnlichen Produkten die 3K-Verpackungen aus Kunststoff mit Pappe und Alu aus Umweltsicht eine gute Alternative. Bei Milch ist es der Verbundkarton. Eine gute Wahl sind Mineralwasser und Säfte in Mehrwegflaschen aus Kunststoff oder Glas, die von regionalen Herstellern stammen.
  • Trennen Sie bei der Entsorgung alle Komponenten voneinander, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen und entsorgen Sie sie in den jeweiligen Tonnen. So gehören Metall- und Plastikdeckel in die gelbe Tonne bzw. die Wertstofftonne und Pappe in die Altpapiersammlung. 
  • Meiden Sie möglichst Einweggläser, Konservendosen und Alutuben, wenn es Alternativen aus Kunststoff  oder Verbundkarton gibt. Letztere schneiden aus Umweltsicht besser ab.
  • Nutzen Sie so oft wie möglich Mehrwegbeutel, z. B. für Gemüse, Obst, Brot, Brötchen und Backwaren sowie als Einkaufstaschen anstatt der Einwegvarianten aus Papier und Kunststoff. Neben Mehrwegnetzen und Brotbeuteln aus Baumwolle eignen sich ebenfalls saubere Einkaufsbeutel aus Baumwolle. Legen Sie die Mehrweg-Beutel in die Einkaufstaschen, so dass Sie immer welche griffbereit haben. Verwenden Sie auch Papiertüten und Plastikbeutel, z. B. für Gemüse und Obst, mehrfach. Sie halten deutlich länger als nur für eine einmalige Nutzung.
  • Beachten Sie: alle in der Studie untersuchten Verpackungen stellen eine Belastung für die Umwelt dar. Wirklich gut ist keine von ihnen, aber es gibt welche, die sich weniger ungünstig auf die Umwelt auswirken als andere. 

 

Anforderungen an Lebensmittel-Verpackungen 

Verpackungen für Lebensmittel sollen das Lebensmittel schützen und dafür sorgen, dass es möglichst lange haltbar ist. Gleichzeitig dürfen die Materialien keine Stoffe in Mengen abgeben, bei denen es zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen kann. Dabei gelten Grenzwerte, die sich nach der täglich tolerierbaren Aufnahmemenge richten. Das ist die Menge, die ein ganzes Leben lang täglich aufgenommen werden kann ohne dass unerwünschte gesundheitliche Wirkungen auftreten.  …

Ob und in welchem Umfang Substanzen aus der Verpackung in Lebensmittel übergehen, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Hier spielen unter anderem die Art der Verbindungen, die Lagerdauer, der Gehalt an Säuren und Fett sowie die Temperatur eine Rolle.

Wenn es auf der Verpackung nicht anders angegeben ist, sind sie daher nicht zum Einfrieren, Aufbewahren oder Erwärmen von Lebensmitteln geeignet. Können Lebensmittel in der Verpackung erwärmt werden, ist unbedingt auf Temperatur, Dauer und Wattzahl bei der Mikrowelle zu achten.

Aktive und intelligente Verpackungen  

Aktive Verpackungen können den Schutz und die Haltbarkeit von Lebensmitteln verbessern. Bei intelligenten Verpackungen werden Systeme eingesetzt, deren Funktionen weit darüber hinausgehen. Das kann beispielsweise durch die Nutzung von Sensoren, Indikatoren oder digitale Technologien erfolgen. Welche Stoffe und Materialien eingesetzt werden dürfen, ist lebensmittelrechtlich geregelt.

AKTIV: Hierbei treten Verpackungen mit dem Füllgut in Wechselwirkung, indem Substanzen an das Füllgut abgegeben oder dem Füllgut Stoffe entzogen werden. Dies kann sich positiv auf die Haltbarkeit und Qualität auswirken. Möglich wird dies beispielsweise durch lichtfilternde Materialien, Sauerstoffabsorber, antimikrobielle Beschichtungen bzw. Konservierungsstoffe oder feuchteregulierende Materialien. Anwendungsbereiche sind insbesondere sensible Produkte wie Obst und Gemüse, Käse, Fleisch und Wurst.

Solche aktiven Verpackungen gibt es schon länger auf dem Markt. Beispiele sind Einlagen, z. B. bei Fleischverpackungen, die den Fleischsaft aufsaugen und so die Keimbelastung reduzieren sollen, Absorber bei Verpackungen von Gemüse und Obst, die das Reifegas Ethylen binden, Sauerstoffabsorber in PET-Flaschen oder Verpackungen von Fertiggerichten sowie Schutzgase, die den Sauerstoffgehalt in der Verpackung senken und so die Haltbarkeit verlängern oder das Produkt schützen. Diese Anwendung muss auf mit dem Hinweis „unter Schutzgasatmosphäre verpackt“ gekennzeichnet werden.

INTELLIGENT: Diese Verpackungen bieten durch erweiterte Kommunikation einige Zusatzfunktionen. So können durch Sensoren, die in der Verpackung integriert sind, Informationen über Lagerdauer, Temperatur oder Frische gegeben werden. Eine Farbänderung der Verpackung weist auf Beeinträchtigungen hin. Auch Chips oder Barcodes mit Zusatzfunktionen können in Verpackungen eingebaut werden. Sie speichern mehr Informationen, als bisher auf eine Verpackung gedruckt werden kann. Durch einen Scan per Smartphone können beispielsweise Informationen über die gesamte Lieferkette eines Produkts oder zu Inhaltsstoffen abgerufen werden. Bisher werden solche Verpackungen kaum eingesetzt, da sie mit höheren Kosten verbunden sind. Außerdem sind noch Fragen zum Recycling zu klären.