Derzeit sind vor allem Kunststoffe, aber auch Glas, Papier, Karton und Aluminium als Standardmaterialien für Verpackungen verbreitet. Doch die Entwicklung schreitet kontinuierlich voran und es wird an innovativen Materialien geforscht, die mit weniger Umweltbelastungen verbunden sind. Wir stellen einige Ansätze vor.
Pilze
Als natürliche Alternative könnten Verpackungen aus Pilzen vor allem Styropor ersetzen. Durch die Nutzung von speziellen Pilzkulturen (Myzel) können Verpackungen in beliebigen Formen hergestellt werden. Dabei kommen auch Bioabfälle zum Einsatz, die als Nahrung für die Pilze dienen. Die Pilze wachsen in die gewünschte Form hinein. Durch Hitzeeinwirkung wird letztendlich das Wachstum gestoppt. Das Material ist dadurch keimfrei und sehr kompakt. Das Verfahren wurde von einem Unternehmen in den USA entwickelt, aber auch in Deutschland gibt es vergleichbare Forschungen.
Milchprotein
Wissenschaftler aus den USA haben eine Verpackungsfolie basierend auf Milchproteinen entwickelt. Sie blockiert Sauerstoff besser als Kunststofffolien und lässt Lebensmittel weniger schnell verderben. Die Folie ist biologisch abbaubar, essbar und lässt sich in heißem Wasser auflösen. Daher könnte sie sich beispielsweise für Instant-Suppen oder -Kaffee eignen, wobei keine oder kaum zu entsorgende Verpackung anfällt. Denkbar ist darüberhinaus, dass künftig Gewürze oder Vitamine in die Milchverpackung integriert werden, welche beim Auflösen in Wasser als positiver Nebeneffekt wirken können.
Algen
Ob Makroalgen wie Seetang oder winzige Mikroalgen wie Blaualgen, die Lebewesen aus dem Meer sind beliebte Rohstoffe für Verpackungen, die Plastik ersetzen können.
Eine Innovation vor allem für flüssige Nahrung stammt von einem britischen Start-Up-Unternehmen. Deren Verpackungen werden aus Seetang hergestellt und sind der natürlichen „Verpackungs“-Haut von Früchten nachempfunden. Um beliebige Flüssigkeiten kann eine wasserdichte Haut gebildet werden, die biologisch abbaubar und essbar ist. Flüssige Lebensmittel könnten so in kleinen Portionen verkauft werden und vor allem Einweg-Plastikflaschen ersetzen. Genutzt wurden derartige Wasserkapseln beispielsweise schon beim London-Marathon 2019.
Firmen in anderen Ländern setzen ebenfalls auf essbare und abbaubare Verpackungen aus Seetang, beispielsweise in Indonesien, Frankreich und den USA. Ein weiterer Vorteil der Algen ist, dass sie sehr schnell wachsen.
Einige Universitäten in Deutschland, beispielsweise in Tübingen und Bremerhaven, forschen an Kunststoffalternativen aus verschiedenen Algenarten. Zum Einsatz kommen Mikro- und Makroalgen, aus denen kompostierbares Plastik hergestellt wird.
Gras
Teilweise aus Gras sind die Versandkartons Naturebox® von Biobiene®. Zur Herstellung werden 35 Prozent heimisches Gras und 65 Prozent Altpapier verwendet. Die Grasfasern stammen dabei von landwirtschaftlich ungenutzten Flächen. Aufgrund der regionalen Gewinnung und den dadurch kurzen Transportwegen wird im Herstellungsprozess Energie eingespart und die Ökobilanz verbessert. Zudem wird im Vergleich mit herkömmlichen Kartonverpackungen nur ein Bruchteil der Wassermenge benötigt.
Die Idee und Entwicklung von Graspapier und -kartons stammt von Uwe D’Agnone, Gründer der in Hennef ansässigen creapaper GmbH. Der Anteil an Grasfasern kann bis zu 50 Prozent betragen. Der andere Teil kann aus Altpapier oder Frischfasern bestehen. Inzwischen nutzen eine Reihe von Unternehmen Verpackungen aus Graspapier, beispielsweise für Lebensmittel oder für den Versand.
Seife
Die Produktdesignerin Jonna Breitenhuber hat im Rahmen ihres Masterstudiums eine innovative Verpackung namens „Soapbottle“ für flüssige Kosmetikprodukte wie Duschgel oder Shampoo entwickelt. Das Material besteht aus Seife, ist natürlich und biologisch abbaubar. Nach und nach löst sich die Seifenverpackung auf, während der Inhalt genutzt wird. Reste der Verpackung können als Seife weiterverwendet werden.
Bis es die Soapbottle tatsächlich im Handel gibt, wird es noch eine Weile dauern. Die Entwicklung zum marktfähigen Produkt läuft aktuell noch.