Ein Großteil der in Deutschland hergestellten Kunststoffprodukte sind Verpackungen. Sie machen mit 3,8 Millionen Tonnen rund ein Drittel der verarbeiteten Kunststoffe aus. Ein weiteres Viertel wird im Bausektor verwendet, geringere Anteile entfallen auf die Bereiche Fahrzeuge, Elektronik, Haushaltswaren und Freizeit, Möbel, Landwirtschaft und Gartenbau sowie Medizin.
Besonders häufig eingesetzte Kunststoffe sind Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP), danach folgen Polyethylenterephthalat (PET), Polyvinylchlorid (PVC) und Polystyrol (PS). Welches Material jeweils verwendet wurde, können Sie an dem Kürzel auf dem Recycling-Code erkennen. Das Symbol mit den drei Pfeilen enthält außerdem eine Nummer, die ebenfalls auf das eingesetzte Material hinweist. Die Angabe ist jedoch nicht verpflichtend.
PE ist aufgrund seiner Eigenschaften universell nutzbar, beispielsweise für feste Verpackungen, Beschichtungen von Getränkekartons oder Tüten. PP ist u.a. in Verpackungen für Milchprodukte, in Kochbeuteln oder Flaschenverschlüssen zu finden. PET wird vor allem für Getränkeflaschen verwendet. Aber auch als dünne Folie, Schalen für Gemüse, Obst oder Essen zum Mitnehmen kommt es zum Einsatz.
PVC wird zunehmend weniger für Verpackungen verwendet und beispielsweise durch PET ersetzt. Unterschieden werden Hart- und Weich-PVC. Letzteres kann gesundheitlich bedenkliche Weichmacher (Phthalate) enthalten.
PS kann in Joghurtbechern, Verpackungen für Süßwaren oder als Styropor (aufgeschäumtes Polystyrol) verwendet werden. Als Material für Boxen und Becher, in denen Speisen und Getränke zum Mitnehmen verkauft werden, darf es seit Sommer 2021 nicht mehr verwendet werden. Restbestände dürfen noch genutzt werden.
Vorteile
Kunststoffe zeichnen sich durch ein geringes Gewicht aus, sie sind robust, stabil und langlebig. Zudem bieten sie einen sehr guten Schutz gegenüber Feuchtigkeit sowie Sauerstoff und sind temperaturbeständig. Durch diese Eigenschaften sind sie vielseitig einsetzbar. Ihr weiterer Pluspunkt ist die kostengünstige Herstellung.
Polyethlyen, Polypropylen und PET können gut recycelt werden. Auch Styropor lässt sich wiederverwerten. Keine gute Recyclingfähigkeit haben jedoch Polystyrol und PVC.
Recycling
Insgesamt fallen jährlich etwa 3 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle aus Kunststoff bei privatem und gewerblichem Verbrauch an. Das sind 36 Kilogramm pro Kopf. Gut 50 Prozent dieser Abfälle werden stofflich verwertet, der andere Teil wird verbrannt.
Beim Recycling werden die Kunststoffe sortiert, zerkleinert, gereinigt, eingeschmolzen und zu Granulat verarbeitet. Dieses sogenannte Rezyklat kann für die Herstellung von neuen Kunststoffprodukten verwendet werden. Der Anteil ist jedoch gering und liegt bei rund 1,9 Millionen Tonnen. Rezyklat wird beispielsweise im Bausektor, für Verpackungen, im Gartenbau sowie in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt. An Kunststoffen, die auf fossilen Rohstoffen basieren, werden dagegen im Jahr knapp 11 Millionen Tonnen verarbeitet.
Die Angaben stammen aus der Conversio-Studie „Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2023 - Zahlen und Fakten zum Lebensweg von Kunststoffen“, die 2024 erschienen ist.
Nachteile
Die Nachteile von Kunststoffen erstrecken sich auf Produktion, Nutzung und Entsorgung. Endliche Ressourcen wie Erdöl und Erdgas sind die Grundlage für viele Kunststoffprodukte. Ihre Förderung setzt große Mengen an klimaschädlichen Treibhausgasen frei. Um den Rohstoff weiterzuverarbeiten, werden ebenfalls reichlich Energie und Ressourcen benötigt. Der anschließende weltweite Transport zahlt zusätzlich negativ auf die Klimabilanz ein. Zudem können Verpackungen aus Kunststoff Schadstoffe wie Weichmacher und andere Chemikalien enthalten und beim Gebrauch abgeben.
Schadstoffe
WEICHMACHER: Die so genannten Phthalate stehen als Weichmacher für feste Kunststoffe wie PVC wegen möglicher gesundheitsschädlicher Wirkungen in der Kritik. In Tierversuchen zeigten sich fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften, außerdem können die Stoffe das Hormonsystem negativ beeinflussen und die Leber schädigen. Die Verwendung von Phthalaten in Lebensmittelverpackungen und anderen Kunststoffprodukten ist in den letzten Jahren in Europa stark eingeschränkt worden. Verbote gelten für Verpackungen von fetthaltigen Lebensmitteln, Babynahrung und für Wegwerf-Verpackungen. Inzwischen wurde eine Reihe von phthalatfreien Weichmachern entwickelt.
Da Phthalate zuvor im großen Stil hergestellt und eingesetzt wurden, kommen sie in der Umwelt noch immer vor. So wurden die Stoffe bei Studien immer wieder im Urin und Blut von Probanden nachgewiesen, jedoch sind die Gehalte seit einigen Jahren rückläufig. Phthalate werden vor allem über die Nahrung aufgenommen. Nach derzeitigen Kenntnisstand ist aufgrund der sehr geringen Mengen nicht mit gesundheitsschädigenden Wirkungen zu rechnen. Die Kunststoffe Polyethylen, Polypropylen und PET enthalten keine Weichmacher.
ACETALEDEHYD UND ANTIMON: Sie kommen in PET-Flaschen für Getränke vor. Acetaldehyd entsteht bei der Herstellung der Flaschen und kann bei der Lagerung freigesetzt werden. Im Mineralwasser ist der Stoff bereits in sehr geringen Mengen durch einen süßen, fruchtigen Geruch und Geschmack wahrnehmbar. Beides wird bei anderen Getränken durch das intensivere Eigen-Aroma überdeckt. Nach Informationen des Bundesinstituts für Risikobewertung sind damit aufgrund der geringen Konzentrationen keine gesundheitlichen Risiken verbunden. Das gilt auch für Antimon, der aus den PET-Flaschen freigesetzt werden kann und sehr schwache hormonelle Wirkungen hat .Antimonverbindungen werden bei der Produktion von PET eingesetzt.
STYROL: Aus Polystyrol-Verpackungen können sich Reste von Styrol herauslösen und in die Atemluft oder zum Teil in die Lebensmittel übergehen. Hauptquelle für Styrol sind jedoch Zigarettenrauch sowie Abgase von Verkehr und Industrie. Negative gesundheitliche Wirkungen auf Schleimhäute und Nervensystem ergeben sich vor allem beim Einatmen des Stoffes. Zudem wurde Styrol als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Nach Angaben des Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums kommt diese Einstufung durch Ergebnisse von Tierstudien und von Studien zustande, bei denen beruflich bedingte hohe Belastungen mit der Substanz auftraten, z. B. bei der Produktion dieser Kunststoffe.
Styrol, das über die Atemwege aufgenommen wird, stellt den überwiegenden Teil der gesamten Belastung dar. Die Aufnahme über Lebensmittel ist weitaus geringer. Eine krebsauslösende oder fruchtschädigende Wirkung von Styrol aus Lebensmittelverpackungen wurde bisher nicht nachgewiesen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat Übergänge von Styrol auf Lebensmittel gesundheitlich bewertet und kommt zu dem Schluss, dass keine gesundheitlichen Wirkungen zu erwarten sind. Der Krebsinformationsdienst rät, vorsorglich Styrol so weit wie möglich zu meiden und den Verbrauch an Verpackungen aus Polystyrol zu reduzieren oder sicherheitshalber ganz darauf zu verzichten.
KLEBSTOFFE: Bei wiederverschließbaren Verpackungen kann es möglicherweise zu Belastungen durch Klebstoffe kommen, die ins Lebensmittel übergehen können. Sie können primäre aromatische Amine enthalten, die entstehen, wenn Klebstoffe nicht sachgemäß angewendet werden. Einige dieser Verbindungen gelten als krebserregend. Bisher wurden noch keine rechtlich verbindlichen Grenzwerte für Klebstoffe festgelegt.
Entsorgung
Durch unsachgemäße Entsorgung gelangen immer mehr Kunststoffabfälle in die Umwelt. Dort werden sie zum Problem für die Ökosysteme, da sie nur schwer oder gar nicht verrotten. Kunststoffe zersetzen sich sehr langsam und setzen dabei schädliche Stoffe frei.
Große Mengen an Plastikabfällen finden sich in Flüssen und Meeren. Tiere wie Vögel, Fische, Schildkröten, Robben und andere Meeressäuger fressen die Plastikmaterialien oder verfangen sich darin. Das kann zu Verletzungen und zum Tod der Tiere führen.
Mikroplastik
Die Plastikabfälle in Gewässern werden durch UV-Strahlung, Wellenbewegungen und Wind zerrieben, bis daraus kleinste Mikroplastikteilchen und das noch kleinere Nanoplastik entsteht. Eine bedeutende Quelle für Mikroplastik ist der Abrieb von Autoreifen und Straßen, außerdem wird es beim Waschen von Kleidung aus Kunstfasern freigesetzt und über das Abwasser in die Gewässer gespült.
Mikroplastik, das aus Plastikteilen stammt, wird als sekundäres Mikroplastik bezeichnet. Davon zu unterscheiden ist das sogenannte primäre Mikroplastik, das gezielt als solches hergestellt wird. Es kann beispielsweise in Kosmetika, Farben, Wasch- und Reinigungsmitteln enthalten sein. Seit Oktober 2023 ist die Verwendung von Mikroplastik in Kosmetikprodukten wie Peelings verboten, weitere Verbote für Kosmetika und andere Produktgruppen folgen schrittweise ab 2027 bis 2035.
Die Mikroplastik-Teilchen werden in den Kläranlagen nur zum Teil entfernt und können daher in die Gewässer gelangen.
Folgen
Mikroplastik ist nahezu überall in der Umwelt zu finden. Meere, Binnengewässer, Böden und Luft sind mit den kleinen Partikeln belastet. Daher gelangt es vor allem über die Atemluft, Trinkwasser und Lebensmittel in den menschlichen Körper, über die Haut wird es dagegen kaum aufgenommen.
Wie hoch die Aufnahme an Mikroplastik insgesamt und über die einzelnen Wege ist, muss noch geklärt werden. Auch zum Verhalten der Partikel im Stoffwechsel sind noch Fragen offen. Fest steht jedoch, dass sie inzwischen in vielen Organen und Geweben des Körpers nachweisbar sind.
Nach Informationen des Umweltbundesamtes ist derzeit nicht abzuschätzen, ob und wie Mikroplastik die Gesundheit gefährdet, jedoch gibt es Hinweise auf mögliche schädliche Wirkungen. Von Mikroplastik in Lebensmitteln gehen nach dem derzeitigen Kenntnisstand laut Bundesinstitut für Risikobewertung wahrscheinlich keine gesundheitlichen Risiken aus. Gesicherte Erkenntnisse liegen jedoch gegenwärtig noch nicht vor. Hier werden weitere Forschungen und Erkenntnis in den kommenden Jahren Klarheit bringen.