Gut zu wissen
Kennzeichnung
Wie Kleidung zu kennzeichnen ist, regelt die europäische Textilkennzeichnungsverordnung. Sie erfahren, welche Fasern und Materialien eingesetzt wurden und in welchen Anteilen. Der Hinweis „made in“ bezieht sich auf den letzten Produktionsschritt, also das Nähen.
Wo die Fasern herkommen, wo welche Fertigungsprozesse stattgefunden haben und welche Chemikalien bei der Färbung und Ausrüstung der Textilien zum Einsatz kamen, erfahren Sie dagegen nicht.
Eingesetzte Materialien
BAUMWOLLE: Der beliebte Stoff ist hautfreundlich und sehr luftdurchlässig. Er kann Feuchtigkeit aufnehmen, ist sehr strapazierfähig und gut waschbar. Baumwollfasern werden häufig zusammen mit synthetischen Fasern zu Mischgeweben verarbeitet.
Bedeutende Erzeugerländer für Baumwolle sind Indien, China, USA, Pakistan, Brasilen, Burkina Faso und andere westafrikanische Länder südlich der Sahara sowie Türkei, Usbekistan, Turkmenistan und Australien. Insgesamt werden die Pflanzen in rund 70 Ländern angebaut und weltweit arbeiten etwa 100 Millionen Haushalte in der Baumwollproduktion. Der überwiegende Teil der Produzenten sind Kleinbauern in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Viele von ihnen leben in Armut. Ihnen fehlen die Zugänge zum Markt, sie sind von Zwischenhändlern abhängig und leiden unter den niedrigen, schwankenden Weltmarktpreisen. Hinzu kommen die negativen Folgen des konventionellen Baumwollanbaus. Monokulturen, der massive Einsatz von chemisch-synthetischen Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln belasten Böden, Ökosysteme und die Gesundheit von Arbeitern sowie Anwohnern. Der Einsatz von gentechnisch verändertem, teurem Saatgut ist weit verbreitet. Viele Bauern verschulden sich, um es zu kaufen und geraten in weitere Abhängigkeiten. Ein weiterer Umwelt-Nachteil ist der hohe Wasserbedarf. Im Durchschnitt werden 10.000 Liter für ein Kilogramm Baumwolle benötigt.
Lösungsansätze für diese Probleme bieten kontrolliert ökologisch angebaute und fair gehandelte Baumwolle, die an den entsprechenden Auslobungen und Siegeln zu erkennen ist.
HANF UND LEINEN: Kleidung aus diesen Fasern sorgt für angenehme Kühle auf der Haut. Sie ist stark saugfähig, fusselfrei, strapazierfähig und schmutzabweisend. Die Materialien werden ebenfalls häufig mit synthetischen Fasern gemischt. Hanfpflanzen und Faserlein wachsen in gemäßigteren Klimazonen und werden konventionell oder ökologisch angebaut.
Hanf gilt als besonders umweltfreundlich und robust, da für seinen Anbau kaum Pflanzenschutzmittel notwendig sind. Zudem verbraucht er deutlich weniger Wasser als Baumwolle. Hanf wird vor allem China, Kanada und Frankreich angebaut. Auch in Deutschland gibt es inzwischen größere Anbaugebiete.
Faserlein, auch Flachs genannt, ist im Anbau ähnlich anspruchslos wie Hanf. Er benötigt wenig Dünge- und Pflanzenschutzmittel, hat aber einen höheren Wasserbedarf. Anbauländer sind beispielsweise China, Frankreich, Belgien und Russland. In Deutschland wird die Pflanze nur in geringem Umfang angebaut.
WOLLE: Sie wärmt besonders gut, ist atmungsaktiv und kühlt auch in feuchtem Zustand nicht aus. Wegen ihrer natürlichen Fettschicht und der Struktur der Fasern nimmt sie Gerüche und Schmutz kaum an. Sie wird oft zusammen mit Baumwolle oder Chemiefasern verarbeitet.
Unterschieden werden Schurwolle (von lebenden Schafen), Merinowolle (von Merino-Schafen), Lambswool (von der ersten Schur der Lämmer), Jährlingswolle (von Lämmern unter einem Jahr), Alpaka (Flaumwolle der gleichnamigen Tiere), Angora-Wolle (Haare von Angorakaninchen), Kaschmir (von Cashmere-Ziegen) und Mohair (Haare der Angora-Ziege).
Die bedeutenden Produzenten von Schafwolle sind Australien und Neuseeland. Alpakawolle stammt aus Peru und anderen südamerikanischen Ländern. Größter Produzent von Angorawolle ist China. Kaschmir wird ebenfalls überwiegend in China produziert, daneben in der Mongolei und Tibet. Hauptproduzent für Mohair-Wolle ist Südafrika, außerdem kommt sie aus der Türkei, Texas und Australien.
SEIDE: Sie hält gleichermaßen warm und kühl. Allerdings ist sie empfindlich gegen mechanische Belastungen, hohe Temperaturen, intensive Lichteinstrahlung, Deos, Parfums und Schweiß.
Der Stoff entsteht aus dem Kokon, den die Raupen von bestimmten Schmetterlingsarten zu ihrer Verpuppung spinnen. Die klassische Seide stammt vom Seidenspinner bzw. Maulbeerspinner, Wildseide vom wildlebenden bzw. im Freien gehaltenen Tussah-Falter, der auch Eichenseidenspinner genannt wird. Um an den begehrten Faden zu kommen, werden die Kokons in den meisten Fällen mit Hitze behandelt, um die Puppen abzutöten. Seide wird vor allem in China und Indien produziert.
LEDER: Das Material ist stabil und reißfest, aber biegsam, dehnfähig und zudem atmungsaktiv. Eigenschaften und Bezeichnungen wie Nappa-, Nubuk-, Velours- oder Wildleder richten sich nach der Verarbeitung und danach, welche Seite des Leders später nach außen sichtbar wird. Leder stammt Überwiegend aus China, Indien, Brasilien und USA.
Vorsicht geboten
Von neuen Kleidungsstücken, die unangenehm riechen, ist grundsätzlich abzuraten. Sie können gesundheitsbedenkliche Rückstände enthalten, die beim Tragen von der Haut aufgenommen werden können, sogar noch nach mehrmaligem Waschen. Skepsis ist auch bei Bezeichnungen wie "knitterfrei", „bügelarm“, “feuerbeständig" und "geruchsneutral" angezeigt. Um diese Eigenschaften zu erfüllen, werden die Textilien mit Chemikalien behandelt, die ebenfalls gesundheitsschädlich sein können. Gleiches gilt für Hinweise wie "blutet aus“ und "separat waschen“. Sie deuten auf bedenkliche Farbstoffe hin, die sich aus dem Kleidungsstück herauslösen.
Das Risiko, dass Farbstoffe auf die Haut übergehen, ist bei schwarzen und anderen Textilien mit sehr leuchtenden Farben größer als bei weniger farbintensiver Kleidung. Für schwarze Kleidung müssen verschiedene blaue, rote und gelbe Farbstoffe miteinander gemischt werden. Um einen kräftigen Farbton zu erreichen, sind oftmals größere Mengen notwendig, die zusätzlich mit weiteren Chemikalien fixiert werden müssen. Beim Kontakt mit der Haut und mit Schweiß können sie freigesetzt werden, die Haut reizen und zu allergischen Reaktionen führen. Farbstoffe sind die häufigsten Auslöser von Kontaktallergien bei Kleidung.
Bezeichnungen wie „geruchsabweisend“ oder „mit Frische-Effekt“ deuten auf antibakterielle Ausrüstungen hin, die geruchsbildende Bakterien bekämpfen sollen. Sie sind überflüssig, denn das Waschen nach dem Tragen reicht aus, um verschwitzte Kleidung zu reinigen. Als mögliche negative Effekte werden Hautreizungen und die Bildung von Resistenzen diskutiert. Hinzu kommt eine unnötige Belastung der Abwässer.
Tipps
Waschen Sie Kleidung stets vor dem ersten Tragen, um die Haut vor möglichen Rückständen aus der Ausrüstung oder der Färbung zu schützen.
Nutzen Sie Ihr Auskunftsrecht gemäß der Europäischen Chemikalienverordnung REACH und fragen Sie bei Herstellern von Textilien nach, ob bedenkliche Chemikalien verwendet werden. Unterstützung bietet die App Scan4Chem des Umweltbundesamtes.
Nach dem Verbraucher-Informationsgesetz (VIG) können Sie zudem Informationen von der Lebensmittel- und Bedarfsgegenstände-Überwachung über amtliche Kontrollergebnisse zu Produkten wie Kleidung anfordern. Mehr dazu beim Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.