Verantwortungsbewusst konsumieren

Neue Kollektionen und Trends, die in kurzen Abständen und zu günstigen Preisen angeboten werden, fördern die Kauflust. Etwa 60 neue Kleidungsstücke shoppen die Bundesbürger pro Kopf und Jahr. Doch nur ein Teil der Kleidung, die sich bei Verbraucherinnen und Verbrauchern ansammelt, wird tatsächlich häufiger getragen. Schätzungen zufolge bleibt jedes fünfte Kleidungsstück vollkommen ungenutzt im Schrank liegen.

Dieser Überfluss kostet Rohstoffe, Energie und Arbeitskraft. Er geht massiv zu Lasten der Menschen und Tiere in den Erzeugerländern und belastet die Umwelt erheblich. Mit den folgenden Tipps können Sie Kleidung bewusster kaufen und nutzen.

 

Kleiderschrank aufräumen

Verschaffen Sie sich zunächst einen Überblick über Vorhandenes, bevor Sie etwas Neues kaufen. Das gilt vor allem, wenn Sie trotz eines gut gefüllten Kleiderschranks den Eindruck haben, kaum etwas Passendes zum Anziehen zu finden.

Sortieren Sie aus und trennen Sie sich von Kleidungsstücken, die Sie nicht mehr mögen oder die Ihnen nicht mehr passen und geben Sie sie weg. Tipps dazu finden Sie in diesem Kapitel. Vielleicht finden Sie bei der Gelegenheit auch längst vergessene Anschaffungen, die Sie wieder neu für sich entdecken.

Behalten Sie nur noch Stücke, die Sie gerne anziehen. Probieren Sie aus, wie Sie diese am besten kombinieren können. Wenn Sie dabei feststellen, dass zur Ergänzung Ihrer Garderobe noch etwas fehlt, wählen Sie die Teile mit Bedacht aus.

 

Einkauf sorgfältig planen

  • Prüfen Sie vor dem Kauf, ob Sie ein Kleidungsstück wirklich benötigen, ob Sie es tatsächlich im Alltag tragen werden, sich darin wohlfühlen und die Passform stimmt.
  • Überlegen Sie dabei auch, zu welchen anderen Stücken es passt und ob es Ihnen auch in ein paar Jahren noch gefallen wird.

 

Auf Qualität setzen

Kaufen Sie lieber wenige, dafür aber qualitativ hochwertige und nachhaltiger produzierte Stücke. Sie sind oftmals nicht teurer als vergleichbare Kleidung von konventionellen Marken-Herstellern. Sie halten länger und müssen seltener ersetzt werden. Langlebigkeit kann daher einen höheren Preis rechtfertigen und im Endeffekt sogar Geld einsparen.

So können Sie dazu beitragen, Umwelt und Ressourcen zu schonen sowie bessere Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter in den Textilfabriken zu fördern. Allerdings ist ein höherer Preis nicht automatisch ein Garant für Kleidung, die sozial- und umweltverträglicher hergestellt wurde. Schauen Sie daher beim Einkauf genau hin.

Fragen Sie zudem nach der Herkunft von Kleidung. Im Einzelnen geht es darum, woher die Rohstoffe stammen, wo die Stoffe produziert wurden, wo die Textilien genäht wurden und unter welchen Bedingungen die einzelnen Produktionsschritte erfolgten.

 

Naturfasern bevorzugen

Wählen Sie vor allem Kleidung aus Naturfasern wie Baumwolle, Leinen, Hanf oder Wolle, idealerweise aus Bio-Produktion.

Synthetische Fasern wie Polyester, Polyamid, Elastan oder Mikrofaser geben bei jedem Waschgang Mikropartikel frei, die ungefiltert in den Wasserkreislauf gelangen können. Mikroplastik kann Organismen schädigen und über Fische sowie Meeresfrüchte in unsere Nahrungskette gelangen.

Die Materialien stammen aus nicht nachwachsenden Rohstoffen wie Kohle oder Erdöl. Für ihre Herstellung werden eine Reihe an Chemikalien und reichlich Energie benötigt. Doch inzwischen werden auch nachhaltigere Ansätze genutzt, bei denen die Kunstfasern aus gebrauchten Kunststoffen gewonnen werden.

Daneben gibt es sogenannte halbsynthetische Fasern wie Viskose, Modal oder Lyocell, die mit Hilfe chemischer Verfahren aus zellulosehaltigen natürlichen Rohstoffen wie Holzabfällen hergestellt werden. Im Vergleich mit Viskose gelten moderne Fasern wie Lyocell, das auch unter dem Markennamen Tencel bekannt ist, als umweltfreundlicher. Die eingesetzten Chemikalien sind weniger giftig und können zudem im Prozess nahezu vollständig zurückgewonnen werden. Ökologisch vorteilhaft ist es, wenn das benötigte Holz aus zertifiziert nachhaltiger Forstwirtschaft stammt.

 

Auf nachhaltige Labels achten

Sozialverträgliche, umweltfreundliche und schadstoffarme Kleidung und andere Textilien erkennen Sie an den verschiedenen Zeichen, die wir im nächsten Kapitel näher vorstellen.

Für die Vergabe dieser Siegel müssen ökologische und soziale Kriterien erfüllt werden:

  • GOTS (Global Organic Textile Standard)
  • Grüner Knopf
  • Fairtrade Textile Production
  • Naturtextil IVN zertifiziert BEST

 

Vor allem Umweltaspekte berücksichtigen diese Labels:

  • Blauer Engel
  • bluesign
  • Cradle to Cradle
  • EU-Ecolabel

 

Bei diesen Zeichen stehen soziale Anforderungen im Vordergrund:

  • Faitrade Cotton
  • Cotton Made in Africa
  • OEKO-TEX Made in Green
  • Fair Wear
  • WFTO

 

Angaben wie „kbA“ und „kbT“ weisen auf kontrolliert ökologischen Anbau bzw. kontrolliert-ökologische Tierhaltung hin. Das Biosiegel gilt bisher nur für Lebensmittel, daher ist es auf Textilien nicht zu finden.

 

Tierwohl beachten 

Um Wolle, Pelz, Seide, Leder und Daunen zu gewinnen, müssen Tiere gehalten und zum Teil getötet werden. Tierquälerische Haltungsbedingungen und grausame Methoden bei der Gewinnung der Rohstoffe wie viel zu enge Gitterkäfige, Lebendrupf von Daunen, Federn und Haaren, Entfernung von Hautfalten ohne Betäubung, Misshandlungen und schwere Verletzungen bei der Schur oder Töten durch Vergasen werden immer wieder heftig kritisiert.

Achten Sie bei tierischen Materialien daher auf Siegel, die für eine tierfreundlichere Produktion stehen:

  • Bei Wolle: „The Good Cashmere Standard (GCS)“ oder „Responsible Wool Standard (RWS)“.
  • Bei Daunen-Produkten: „Global Traceable Down Standard (Global TDS)“ oder „Responsible Down Standard (RDS)“.
  • Bevorzugen Sie Produkte aus kontrolliert biologischer Tierhaltung, die in Deutschland oder der EU hergestellt wurden.

 

Die Wollsiegel „Woolmark“, 'Woolmark Blend“ und „Wool Blend“ geben als Gütesiegel lediglich den Anteil an Schurwolle im Kleidungsstück an. Daneben gibt es Zeichen, die auf Merinowolle hinweisen. Darüber hinausgehende Ansprüche an die Qualität der Textilien, die Materialgewinnung und -verarbeitung oder Gehalte an bedenklichen Stoffen bestehen nicht.

Wählen Sie Kunstpelz statt echtem Pelz, wenn es Kleidung aus Pelz oder mit Pelzbesatz sein soll. Schauen Sie genauer hin, um beides voneinander zu unterscheiden. Bei echtem Pelz ist eine Lederschicht zu erkennen, wenn Sie die Haare auseinander biegen. Kunstpelz ist dagegen auf einer Textilschicht aufgebracht. Er hat gleichmäßig lange Haare, während echter Pelz Unterwolle und längere Deckhaare aufweist.

Die seidenähnlichen Stoffe Modal oder Lyocell sind eine Alternative zu Seide. Bei Leder stehen vegane Varianten zur Verfügung, z. B. lederähnliche Textilien aus pflanzlichen Fasern. Je nach Ausgangsmaterial können Kunststoffe wie Polyurethan (PU) oder Polyvinylchlorid (PVC) bei der Herstellung eingesetzt werden. Inzwischen gibt es aber auch Materialien, die ohne diese Beimischungen auskommen.

 

Alternativen zum Neukauf nutzen

  • Second-Hand-Läden, Flohmärkte und einschlägige Online-Portale bieten hochwertige Kleidung aus zweiter Hand zu günstigen Preisen an. Gut erhaltene Kleidung, die Sie nicht mehr tragen, können Sie dort ebenfalls zum Kauf anbieten.
  • Beim Stöbern können Sie so manches ausgefallene Stück finden. Nicht immer muss es ein komplett neues Outfit sein. Oftmals reicht ein pfiffiges Teil, das sich mit Vorhandenem kombinieren lässt.
  • Tauschen ist eine Variante, bei der Sie kein Geld ausgeben und am Ende nicht mehr Klamotten als vorher im Schrank haben, z. B. auf Kleidertauschpartys oder bei Online-Tauschbörsen.
  • Leihen ist eine clevere Möglichkeit, wenn Sie etwas Schickes oder Ausgefallenes für einen besonderen, seltenen oder einmaligen Anlass benötigen. 

 

Gut pflegen 

Gehen Sie pfleglich und sorgsam mit Ihrer Kleidung um, damit sie möglichst lange hält. Dazu gehört, vor dem Waschen genau auf die Pflegeanleitung zu schauen.

Beachten Sie die Hinweise zu Temperatur, Waschgang und empfohlenen Waschmitteln, damit die Stücke lange schön und ansehnlich bleiben. Was die Pflegesymbole im Einzelnen bedeuten, erfahren Sie beispielsweise beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen.

Ein fehlender Knopf, eine offene Naht, ein kleines Loch oder ein kaputter Reißverschluss  - reparieren Sie die Sachen anstatt sie wegzuwerfen. Das lohnt sich, vor allem bei Lieblingsteilen. Bei aufwendigeren Ausbesserungsarbeiten, zwei linken Händen oder chronischem Zeitmangel helfen Änderungsschneidereien weiter.