In Deutschland werden die Wälder im Vergleich mit anderen Ländern zum großen Teil nachhaltig bewirtschaftet. Das Ziel ist, Holz so zu produzieren und zu ernten, dass die vielfältigen Funktionen und Eigenschaften des Ökosystems Wald dauerhaft erhalten werden können.
Eine weniger intensive, naturverträgliche Forstwirtschaft entlastet die Umwelt und trägt dazu dabei, die Wälder stabiler gegenüber klimatischen Veränderungen zu machen. Dazu gehören auch Flächen, die nicht bewirtschaftet werden. Diese naturbelassenen Wälder sind von großer Bedeutung für Umwelt und Natur. Sie bilden Lebensräume für seltene Arten und können aufgrund ihrer Struktur mit Klimaextremen besser umgehen. Das von der Bundesregierung festgelegte Ziel, bis zum Jahr 2020 fünf Prozent der Waldfläche in naturnahe Wälder umzuwandeln, wurde nicht erreicht. Diese Umwandlung sowie eine ökologisch ausgerichtete Bewirtschaftung der Wälder sind daher weiterhin zu fördern.
Die rechtlichen Grundlagen für eine nachhaltige Waldwirtschaft und weitere Maßnahmen zum Schutz der Wälder sind im Bundeswaldgesetz (Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft) und in den Waldgesetzen der Länder festgelegt. Als politische Leitlinie formuliert die Waldstrategie der Bundesregierung Anforderungen und Maßnahmen, wie Wälder langfristig gestärkt und an den Klimawandel angepasst werden können. Auf Länderebene gibt es ähnliche Ansätze wie das Waldbaukonzept Nordrhein-Westfalen, das im Rahmen einer Klimaanpassungsstrategie Empfehlungen für den Waldbau enthält.
Kennzeichen
Die nachhaltige Forstwirtschaft setzt auf heimische, standortangepasste Baumarten, wobei ein Schwerpunkt auf dem Aufbau von Mischwäldern liegt. Nach Definition der Bundeswaldinventur bestehen Mischwälder aus mindestens zwei verschiedenen Baumarten, die jeweils mindestens 10 Prozent der Fläche ausmachen. Die Bundeswaldinventur erfasst alle 10 Jahre die vorhandenen Waldflächen, Baumarten, den Zustand und die Nutzung der Wälder. Zu den Vorteilen von Mischwäldern gehört, dass sie die Bodengesundheit, die Speicherung von Wasser und die Artenvielfalt fördern. Sie kommen mit Hitze, Trockenheit und Stürmen besser zurecht, können Schädlinge und Krankheiten besser abwehren, sind stabiler gegenüber Stürmen und Waldbränden als Monokulturen.
Die waldbaulichen Maßnahmen, mit denen die Wälder gepflegt, erhalten und ausgebaut werden, machen sich natürliche Kreisläufe zunutze. Neue Bäume wachsen infolge einer natürlichen Verbreitung von Samen heran, das gezielte Aussäen oder das Pflanzen von jungen Bäumen spielt dagegen eine untergeordnete Rolle. Diese sogenannte Naturverjüngung hat eine Reihe von Vorteilen, beispielsweise führt sie zu stabileren Wäldern mit einer besseren Holzqualität. Als Verjüngung wird das Erneuern, Ausweiten und Schaffen von Waldbeständen bezeichnet. Die Böden werden nicht großflächig gedüngt oder bearbeitet, ebenso wird es vermieden, sie flächendeckend zu befahren. Pflanzenschutzmittel werden nur dann eingesetzt, wenn es unbedingt notwendig ist.
Naturnaher Waldbau ist langfristig angelegt. Um einen Wald zu verjüngen, werden bis zu 30 Jahre benötigt. Bis das Holz schließlich erntereif ist, können abhängig von der Baumart insgesamt über 100 Jahre vergehen. Bei der Ernte wird auf Kahlschläge, d. h. eine komplette Fällung des Bestandes, verzichtet. Stattdessen wird darauf geachtet, die Bestände zu schonen und den Wald zu erhalten. Die älteren Bäume werden nach und nach gefällt, während die jungen Bäume nachwachsen können. Besondere Lebens- und Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen wie totes Holz und abgestorbene Bäume sollen dabei erhalten bleiben.
Zertifizierte Forstwirtschaft
Um eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder nachweisen zu können, wurden verschiedene Zertifizierungssysteme entwickelt, die an den zugehörigen Siegeln erkennbar sind. Dazu zählen die anerkannten Nachhaltigkeitsstandards des FSC (Forest Stewardship Council), des PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) und von Naturland. Bei FSC und PEFC handelt es sich um gemeinnützige Nicht-Regierungsorganisationen, Naturland ist als ökologischer Anbauverband bekannt.
Die Standards gehen über die gesetzlichen Regelungen hinaus und haben eigene Anforderungen festgelegt, die neben ökologischen Aspekten auch wirtschaftliche und soziale Themen betreffen. Dabei unterscheiden sich die Zeichen in ihren Ansprüchen, die sie an eine nachhaltige Waldwirtschaft stellen. Die Zertfizierung erfolgt nach eindeutigen, unabhängigen Kriterien und wird regelmäßig überprüft.
In Deutschland und in Nordrhein-Westfalen sind ca. 80 Prozent der Wälder nach den Kriterien für eine nachhaltige Waldwirtschaft zertifiziert, überwiegend nach dem PEFC-Standard. In anderen Ländern Europas laufen ebenfalls Bestrebungen, eine nachhaltige Forstwirtschaft zu etablieren. Über die Hälfte der europäischen Wälder trägt ein PEFC- oder FSC-Zeichen.
FSC
Im Forest Stewardship Council (FSC) sind u.a. Umweltverbände, Gewerkschaften, Interessenvertreter indigener Völker sowie Betriebe und Unternehmen aus der Forst- und Holzwirtschaft vertreten.
Dem Siegel liegen überprüfbare soziale, ökologische und ökonomische Kriterien zugrunde. Ein Ziel ist, illegale Rodungen und Waldmissbrauch zu vermeiden. Der Wald soll als Ökosystem gesichert und trotzdem eine langfristige Nutzung von Holz möglich werden.
Die Grundlage der FSC-Zertifizierung bildet ein weltweit gültiger Katalog mit Prinzipien und Anforderungen an die Waldbewirtschaftung. Die Vorgaben werden auf nationaler Ebene an die spezifischen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten der jeweiligen Länder angepasst. Weiterverarbeitende Betriebe müssen ebenfalls FSC-zertifziert sein, um ihre Produkte als FSC-Ware vermarkten zu können. Für sie gilt weltweit der FSC-Standard zur Produktkettenzertifizierung. Zu den Produkten, die mit dem FSC-Siegel ausgezeichnet sind, gehören Einrichtungsgegenstände aus Holz und Holzprodukte sowie Produkte aus Papier und Zellstoff.
PEFC
Der Organisation gehören u. a. Waldbesitzerverbände, Vertreter der Forst- und Holzwirtschaft sowie von Gewerkschaften an.
Ziel des PEFC-Siegels ist die nachhaltige Waldbewirtschaftung, die kontinuierlich im Hinblick auf soziale, ökologische und wirtschaftliche Standards verbessert werden soll. PEFC entwickelt international einheitliche Anforderungen. Es erkennt auf dieser Basis in den jeweiligen Ländern existierende nationale Zertifizierungssysteme an. So gehen die Standards des Zeichens in Deutschland beispielsweise speziell auf die Bedürfnisse der kleinen, oft von Familien geführten forstwirtschaftlichen Betriebe ein. Erhältlich sind verschiedene PEFC-zertifizierte Holz- und Papierprodukte.
Naturland
Der ökologische Anbauverband hat Richtlinien zur ökologischen Waldnutzung aufgestellt, die eine nachhaltige und naturverträgliche Waldbewirtschaftung regeln. Die Waldbetriebe können gleichzeitig die Zertifizierung nach dem FSC-Standard beantragen, da die Kriterien von Naturland darüberhinaus gehen. Hierzu gibt es eine entsprechende Kooperation der beiden Initiativen. Weiterhin wurden Verarbeitungsrichtlinien für Holz aus ökologischer Nutzung aufgestellt, die auf eine gesundheits- und umweltverträgliche Produktion setzen.
Wälder weltweit
Trotz der Bemühungen um eine nachhaltige Forstwirtschaft in Europa ist die Holzproduktion in Teilen noch naturfern. In anderen Teilen der Erde schwinden Naturwälder in rasantem Tempo, vor allem in tropischen Regionen. Sie werden häufig durch nicht umweltgerecht bewirtschaftete Wälder und Plantagen ersetzt.
Nordeuropäische Länder wie Schweden, Norwegen, Finnland verfügen über einen hohen Anteil an Primärwäldern. Darunter werden ursprüngliche, naturnahe und intakte Wälder mit einer großen Artenvielfalt verstanden. Jedoch wurden diese natürlichen Waldflächen in der Vergangenheit je nach Land in unterschiedlichem Ausmaß abgeholzt und durch forstwirtschaftlich intensiv genutzte Waldflächen ersetzt. Teilweise werden die Wälder mehr oder weniger streng geschützt. Dennoch besteht die Gefahr, dass sich dieser Trend fortsetzt, es also weiterhin zu Abholzungen und Änderungen bei der Landnutzung kommt - mit möglichen negativen Folgen für die Umwelt und einem Verlust an biologischer Vielfalt.
In mittel- und südeuropäischen Ländern gibt es dagegen kaum noch Primärwälder, da die Waldgebiete bereits über Jahrhunderte abgeholzt wurden. Die Flächen wurden anderweitig genutzt oder durch bewirtschaftete Wälder und Plantagen ersetzt. In einigen Ländern wie Spanien und Portugal sind die vorhandenen Primärwälder streng geschützt.
Sowohl in Nordamerika als auch in Russland existieren noch größere naturnahe Waldflächen. Doch auch hier gehen zunehmend intakte Wälder durch Abholzung verloren, besonders in Kanada und in Russland. An ihre Stelle treten sehr intensiv bewirtschaftete Wälder.
Südamerika hat die größten Verluste an Primärwäldern zu verzeichnen, die in forstwirtschaftlich genutzte Flächen umgewandelt werden. Vor allem in Brasilien, aber auch in Uruguay und Chile, werden Regenwälder in großem Stil abgeholzt. An ihre Stelle treten Forstplantagen oder die freien Flächen werden auf andere Weise landwirtschaftlich genutzt. Dabei werden vielfältige, artenreiche Ökosysteme zugunsten von artenarmen Monokulturen zerstört. Durch die Vernichtung der Wälder werden große Mengen an Kohlendioxid freigesetzt, die den Klimawandel fördern. Neben der Papierproduktion werden die ehemaligen Regenwaldflächen für den Anbau von Soja oder Ölpalmen und als Weideflächen für Rinder benötigt.
Auch in Indonesien werden große Regenwaldflächen unwiederbringlich vernichtet, zumeist durch illegalen Holzabbau. Sie werden ebenfalls für den Anbau von Ölpalmen und für Holzplantagen genutzt.
Plantagen
Anders als die forstwirtschaftlich genutzten Wälder handelt es sich bei Forstplantagen um Monokulturen mit nur einer Baumart, die intensiv bewirtschaftet werden. Sie dienen ausschließlich der Holzerzeugung und haben darüberhinaus keine weiteren Funktionen für Mensch und Umwelt.
Als Bäume für Plantagen sind Eukalyptus, Kiefern und Fichten beliebt. In Südamerika werden Eukalyptusbäume im großen Stil als Rohstoff für die Papierproduktion genutzt, weil sie besonders schnell wachsen. Die riesigen Flächen werden von der einheimischen Bevölkerung als grüne Wüsten bezeichnet, denn dort gedeihen kaum andere Pflanzen- und Tierarten.
Mit ihrem hohen Wasserverbrauch, dem Einsatz von großen Mengen an Pestiziden und Dünger belasten die Monokulturen Böden und Gewässer. Die Gesundheit der Arbeiter auf den Plantagen und der ansässigen Bevölkerung wird ebenfalls gefährdet und das Auftreten von Erkrankungen begünstigt.
Die sehr intensive Bewirtschaftung mit Kahlschlägen führt zu einem Verlust an Bodenfruchtbarkeit und fördert die Bodenerosion. Pflanzen und Böden sind anfälliger für Schädlinge, Krankheiten und Schäden wie Stürme oder Brände. Gerade Eukalyptus und Kiefer zählen zu den leicht brennbaren Baumarten. Sind die Böden ausgelaugt und gehen in der Folge die Erträge zurück, werden in einigen Jahren neue Flächen benötigt.
Oftmals werden die Eukalyptusplantagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen angelegt. Die Kleinbauernfamilien werden in andere Gebiete verdrängt, wo sie wiederum Regenwald roden, um neue Anbauflächen für die Produktion ihrer Nahrungsmittel zu schaffen.
Illegaler Holzabbau
Von illegalem Holzeinschlag spricht man, wenn bei der Gewinnung des Holzes und beim Handel gegen geltendes nationales oder internationales Recht verstoßen wird. Das ist beispielsweise der Fall, wenn die Rodungen ohne Genehmigungen stattfinden, gefährdete oder geschützte Bäume gerodet werden, mehr Holz gefällt wird als erlaubt ist, keine Steuern und Abgaben für das gefällte Holz gezahlt werden und es falsch deklariert wird. Nach Angaben von Experten werden in den tropischen Regenwäldern 50 bis 90 Prozent des Holzes illegal geschlagen.
In vielen Fällen geht es nicht nur darum, wertvolle Tropenhölzer zu gewinnen und zu verkaufen, sondern durch die illegalen Abholzungen Platz für landwirtschaftliche Nutzflächen zu schaffen, z. B. für Holzplantagen. Durch den Kahlschlag werden die Wälder, die darin lebenden Tiere und Pflanzen vernichtet. Gleichzeitig werden große Mengen an klimaschädlichem Kohlendioxid freigesetzt. Etwa 15 Prozent der weltweiten Kohlendioxidemissionen werden durch die Zerstörung von Wäldern verursacht.
Die Land- und Menschenrechte der ansässigen Bevölkerung werden massiv missachtet und verletzt. Die indigenen und lokalen Bevölkerungsgruppen, die in und von den Wäldern leben, verlieren ihren Lebensraum und werden gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Arbeitsplätze und Einkommensquellen fallen weg. Die Plantagen schaffen keinen Ausgleich, da sie nur wenige Arbeitskräfte benötigen. Mit dem Wegfall von Arbeitsplätzen sind geringere Einnahmen für die Gemeinden verbunden. Die heimische Holzwirtschaft leidet unter den illegalen, billigeren Konkurrenzprodukten und dem Staat entgehen Steuern und Abgaben.
Neben staatlichen Regelungen und den Initiativen von Umweltverbänden zum Schutz der Wälder und der Bekämpfung des illegalen Holzabbaus tragen die Nachhaltigkeitsstandards des FSC und PEFC dazu bei, weltweit die verantwortungsvolle, umwelt- und sozialverträgliche Bewirtschaftung von Wäldern zu fördern.