Espresso: Von Crema bis Koffein

18.12.2023. In der facettenreichen Welt der Kaffeekultur nimmt der Espresso eine besondere Stellung ein. Ursprünglich in Italien geboren, hat er sich rasch zu einem weltweiten Phänomen entwickelt. Auf den ersten Blick mag eine Tasse Espresso schlicht und einfach erscheinen, doch verbirgt sich dahinter eine erstaunliche Vielfalt.

Der Espresso hat seine Wurzeln im Italien des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Der Begriff „Espresso“ leitet sich vom italienischen Wort „esprimere“ ab, was „ausdrücken“ bedeutet – eine Anspielung auf die Methode, mit der Wasser durch fein gemahlenen Kaffee gepresst wird, um ein konzentriertes Getränk zu erhalten. Diese Methode unterscheidet den Espresso von anderen Kaffeezubereitungen und verleiht ihm seinen charakteristischen Geschmack und seine Intensität.

Parallel zur Beliebtheit des Espressos in der italienischen Kultur entwickelte sich die Technologie der Espressomaschinen kontinuierlich weiter. Die ersten Maschinen Ende des 19. Jahrhunderts waren einfache, oft handbetriebene Vorrichtungen. Mit der Zeit und dem technologischen Fortschritt wurden diese Geräte immer raffinierter. Die Einführung von Dampfdruck in den 1930er Jahren und später die Entwicklung von Pumpensystemen in den 1960er Jahren revolutionierten die Art und Weise, wie Espresso hergestellt wird. Diese Fortschritte ermöglichten eine präzisere Kontrolle über den Brauvorgang.

Der Espresso

Im Herzen der Espressozubereitung steht der Prozess der Extraktion. Hierbei werden Aromastoffe, Öle und andere Verbindungen aus dem gemahlenen Kaffee durch das heiße Wasser gelöst und in das Endprodukt überführt. Die Kunst der Extraktion liegt darin, genau das richtige Gleichgewicht zu finden. Eine zu kurze Extraktionszeit kann zu einem unterextrahierten, sauren Espresso führen, während eine zu lange Zeit Bitterkeit hervorrufen kann.

Zahlreiche Inhaltsstoffe tragen zur Komplexität des Espresso bei. Neben dem bereits erwähnten Koffein sind es vor allem Öle, Säuren und Zucker, die den Geschmack beeinflussen. Chlorogensäure, zum Beispiel, verleiht dem Espresso seine charakteristische Säure, während Trigonellin und andere Zuckerarten für die Süße verantwortlich sind. Doch nicht nur der Geschmack wird durch diese Inhaltsstoffe beeinflusst. Studien haben gezeigt, dass bestimmte Verbindungen im Kaffee, wie Antioxidantien, positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben können.

Die Crema

Jeder kennt die Crema, diese feinporige, goldbraune Schaumschicht, die sich an der Oberfläche des Getränks bildet. Ihre Entstehung ist ein Ergebnis des hohen Drucks, unter dem das heiße Wasser durch das fein gemahlene Kaffeepulver gepresst wird. Dabei werden Öle, Proteine und Kohlenstoffdioxid freigesetzt, die zusammen eine stabile Emulsion bilden und so die charakteristische Crema entstehen lassen.

Die Crema spielt eine entscheidende Rolle für das Geschmackserlebnis des Espressos. Sie trägt nicht nur zu einer reichen Textur bei, sondern auch zu einem intensiven Aroma. Einige Baristas argumentieren, dass die Crema einen Großteil des Aromas des Espressos bewahrt, insbesondere wenn er in dickwandigen Espressotassen serviert wird, die die Temperatur des Getränks länger stabil halten. Ohne die Crema wäre der Espresso nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich ein gänzlich anderes Erlebnis.

Koffein im Espresso

Koffein ist das wohl bekannteste Alkaloid im Kaffee und oft der Hauptgrund, warum viele Menschen weltweit zu diesem belebenden Getränk greifen. Bei der Betrachtung des Espressos stellt sich oft die Frage, wie sich sein Koffeingehalt im Vergleich zu anderen Kaffeezubereitungen verhält. Trotz seiner konzentrierten Natur enthält eine typische Espressotasse oft weniger Koffein als eine Standardtasse Filterkaffee. Dies ist hauptsächlich auf das kleinere Volumen und die kürzere Brühzeit des Espressos zurückzuführen.

Gesundheitlich betrachtet bietet Koffein sowohl Vor- als auch Nachteile. Es kann die Aufmerksamkeit steigern, die Müdigkeit reduzieren und die Stimmung heben. Zahlreiche Studien haben auch potenzielle Vorteile für das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel festgestellt. Dennoch sollte Koffein in Maßen genossen werden. Übermäßiger Konsum kann zu Schlaflosigkeit, einem erhöhten Herzschlag oder anderen unerwünschten Nebenwirkungen führen.

Zubereitung und Qualität

Der Weg zu einem guten Espresso beginnt vor dem eigentlichen Brühvorgang. Die Auswahl der richtigen Bohnen ist entscheidend. Verschiedene Bohnensorten bringen unterschiedliche Aromaprofile mit sich, und die Art der Röstung – ob hell, mittel oder dunkel – kann den Geschmack und die Textur des Endprodukts maßgeblich beeinflussen. Eine sorgfältige Röstung hebt die natürlichen Aromen der Bohne hervor und minimiert gleichzeitig unerwünschte Bitterkeit oder Säure.

Sobald die Bohnen gewählt und geröstet sind, treten andere Faktoren in den Vordergrund: der Mahlgrad des Kaffeepulvers, die Wassertemperatur und die Extraktionszeit. Ein zu grober Mahlgrad kann zu einem unterextrahierten, wässrigen Espresso führen, während ein zu feiner Mahlgrad oft einen überextrahierten, bitteren Geschmack zur Folge hat. Die Wassertemperatur muss genau richtig sein – weder zu heiß noch zu kalt – um die besten Aromen aus dem Kaffee zu extrahieren. Und schließlich ist die Extraktionszeit, also die Dauer, während der das Wasser mit dem Kaffeepulver in Kontakt steht, von zentraler Bedeutung für das Gleichgewicht zwischen Stärke und Aroma. Die Symbiose dieser Elemente bestimmt die Qualität jeder Espressotasse.