Interview: So klappt es mit dem E-Rezept

21.06.2023. Ab 1. Juli soll das elektronische Rezept in vielen Arztpraxen und Apotheken funktionieren. Aktuell laufen noch Tests. Bis Ende Juli sollen dann 80 Prozent aller Apotheken mit Lesegeräten ausgestattet sein. Unklar ist aber noch, ob ab dem Start die Ausstellung von E-Rezepten in allen Arztpraxen möglich ist. Eigentlich sollte das E-Rezept schon Anfang 2022 bundesweit verfügbar sein. Doch das Digitalisierungs-Projekt wurde mehrfach verschoben, weil die nötige Technik nicht flächendeckend zur Verfügung stand. Wie sich das E-Rezept künftig konkret nutzen lässt, erklärt Sabine Wolter, Gesundheitsrechtsexpertin der Verbraucherzentrale NRW.

Wie kommen gesetzlich Versicherte an das E-Rezept? Arztpraxen werden künftig keine rosa Rezepte für gesetzlich Versicherte mehr ausstellen, sondern digitale Rezepte. Für gesetzlich Versicherte gibt es dann drei Wege, um ein E-Rezept in einer Apotheke einzulösen: Über die E-Rezept- App der zuständigen nationalen Agentur Gematik, über die elektronische Gesundheitskarte oder über einen Papierausdruck mit dem digitalen Rezept-Code. Die spezielle E-Rezept-App kann man in den App-Stores von Google oder Apple downloaden und auf dem Smartphone installieren. Dafür sind die elektronische Gesundheitskarte mit NFC-Funktion (sog. Near-Field-Communication) und die dazugehörige PIN erforderlich, die Versicherte bei der Krankenkasse anfordern können. Außerdem braucht man ein NFC-fähiges Smartphone mindestens mit Betriebssystem iOS 15 oder Android 7. Wer die E-Rezept-App nicht herunterladen möchte oder kein geeignetes Smartphone hat, kann künftig das E-Rezept in der Apotheke einfach mit seiner Gesundheitskarte einlösen. Es besteht aber auch noch die Möglichkeit, sich in der Arztpraxis den digitalen Rezept-Code ausdrucken zu lassen.

Wie funktioniert die Datenübermittlung genau? Das E-Rezept besteht aus einem 2D-Code, ähnlich einem QR-Code. Technisch gesehen ist das, was die Patienten von ihren Ärzten erhalten, nicht das Rezept selbst, sondern nur eine Art Schlüssel, mit dem man digital auf die Rezeptdaten zugreifen kann, entweder über die E-Rezept-App, die elektronische Gesundheitskarte oder über den Code auf dem Papierausdruck. Die Apotheken können das elektronische Rezept über den 2D-Code von einem gesicherten Fachdienstserver abrufen. Will man zum Beispiel das E-Rezept über die elektronische Gesundheitskarte in der Apotheke einlösen, steckt man die Versichertenkarte dort einfach in das Lesegerät, ähnlich wie bei einer Kartenzahlung. Das E-Rezept wird dann in der Datenbank abgerufen.

Welche Vorteile bietet das E-Rezept gesetzlich Versicherten? Das E-Rezept spart Versicherten Zeit und vereinfacht Abläufe, z.B. in der Apotheke. Insbesondere über die E-Rezept-App können Versicherte das Rezept direkt online an ihre Wunschapotheke senden, dort anfragen, ob es vorrätig ist und dann der Wunschapotheke zuweisen, ohne in die Apotheke gehen zu müssen. Viele Apotheken nutzen bereits einen Lieferdienst für Medikamente. E-Rezepte können über die Apothekensuche in der App entweder einer Vor-Ort-Apotheke oder einer Versandapotheke zugewiesen werden. Bei Versandapotheken entfällt dann der Postversand des Originalrezepts bei verschreibungspflichtigen Medikamenten. Mit dem E-Rezept können Folgerezepte aus den Arztpraxen direkt in die App der Versicherten geschickt werden, ohne Praxistermin. Ärzte können auch elektronische Folgerezepte und E-Rezepte im Anschluss an eine Videosprechstunde ausstellen und den Rezeptcode elektronisch an Patient/innen mit E-Rezept-App versenden. Mit der Familienfunktion der E-Rezept-App können gesetzlich Versicherte die Rezepte für andere Menschen, auf deren ausdrücklichen Wunsch, in ihrer eigenen E-Rezept-App aufrufen und in der Apotheke einlösen. Die E-Rezept-App soll nach und nach erweitert werden: In Zukunft sollen auch andere Verordnungen, digitale Gesundheitsanwendungen sowie Überweisungen für Fachärzt/innen, Heilmittel, Hilfsmittel oder häusliche Krankenpflege digitalisiert werden. Auch für privat Versicherte soll die E-Rezept-App künftig nutzbar werden.